11. September 2010

Redewendung: "Es liegt etwas in der Luft"

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Es liegt etwas in der Luft, und keiner weiß, was es ist. Aber jeden, den du triffst, kann dir ähnliches erzählen. Von dem unerklärlichen Gefühl, das einem befällt. Und dann liest man, dass dieses Phänomen auch anderswo, zu einem anderen Zeitpunkt auftritt. Nur einen Moment lang lässt man sich in Angst versetzen. Und diese hat viele Masken. Wo der eine, seinem Puls nachfühlt, spürt der andere es in seinen Knochen, ein dritter macht sich unsicher oder aufgeregt auf den Weg. Allen gleich ist, dass sie die Ursache nicht kennen, und sie ihr Vertrauen deshalb auf ein Mindestmaß begrenzen. Mühsam fängt man dann von vorne wieder an, die Bruchstücke einzusammeln, die einem die vermeintliche Sicherheit garantieren sollen. Dass diese aber auf dem Spiel steht, das begreift inzwischen fast ein jeder. Nur wahrhaben will man es nicht. Ja nicht herunterziehen lassen. Unangenehme Gefühle werden verdrängt. Ist ja auch richtig so, wo käme man denn dahin, wenn man immer nur schwarz sähe. Mitnichten, damit ist niemanden geholfen. Was also liegt zwischen dem höchsten aller Gefühle und dem tiefsten Abgrund. "Die goldene Mitte". Ist doch langweilig, wird so mancher sagen, einem anderem hat man vielleicht weiß gemacht, dass nur das Leid ihn erlösen kann.
Du erinnerst dich: Sitzt also im Kreise deiner Lieben, spürst aufeinmal eine altbekannte Harmonie, da passiert es, alle Lichter gehen aus, nur die Kerze auf dem Tisch brennt noch mit ihrem warmen Licht. Auch das Händy funktioniert nicht mehr. Man vermutet, da kann es sich nur um eine größere Sache handeln. Man wünscht sich deshalb das traute Heim herbei. Kerzen, Taschenlampen, Led - Lichter finden jetzt in reichlicher Zahl ihre Verwendung. Man überprüft, ob man denn auch für den Erntfall gerüstet ist. Und wie dieser aussehen könnte, da hat jeder seine eigenen Bilder im Kopf. Der eine schweigt, der andere muss es herauslassen. Eines ist aber allen gemeinsam, man erinnert sich an vergangene Ereignisse, auch wenn man nicht unmittelbar davon betroffen wurde.
Ganz unerwartet gehen dann die Lichter wieder an, alles atmet jetzt befreit auf. Man ist froh, dass nichts Schlimmes passiert ist und geht dann zur Tagesordnung über.
Solange bis ein jeder wieder das Gefühl hat: "Es liegt etwas in der Luft"

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